
Die tägliche Tasse Kaffee hilft gegen Multiple Sklerose
Zusammenfassung: Die vorliegende systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse liefert überzeugende Hinweise darauf, dass regelmäßiger Kaffeekonsum tatsächlich mit einem signifikant reduzierten MS-Risiko einhergehen kann. Insbesondere die entzündungshemmenden und neuroprotektiven Eigenschaften des Koffeins scheinen hier eine entscheidende Rolle zu spielen. Es ist jedoch von größter Bedeutung zu betonen, dass Kaffee, so vielversprechend die Ergebnisse auch sind, kein Allheilmittel ist und niemals eine gesunde Lebensweise ersetzen kann. Eine Tasse Kaffee wird nicht alle präventiven Herausforderungen lösen. Vielmehr sollte Kaffeekonsum als ein potenzieller Baustein innerhalb eines umfassenden Ansatzes zur MS-Prävention betrachtet werden.
Kaffee ist für viele ein täglicher Begleiter – für den Genuss, für den Kick am Morgen, für den Moment der Ruhe. Doch aktuelle Forschung legt nahe, dass in der Kaffeetasse mehr stecken könnte als bloße Gewohnheit. Eine neue systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse unter dem Titel Coffee consumption and risk of multiple sclerosis (1) zeigt: Kaffeekonsum könnte das Risiko senken, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken.
Multiple Sklerose– Wenn das Immunsystem sich selbst angreift
Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der das zentrale Nervensystem attackiert wird. Die schützende Myelinschicht der Nervenzellen wird durch körpereigene Immunzellen angegriffen und zerstört. Die Folge: vielfältige Symptome wie Kraftlosigkeit, Taubheitsgefühle, Spastik, Sehstörungen oder Fatigue. Eine Heilung ist bislang nicht möglich – umso wichtiger sind Erkenntnisse über mögliche präventive Maßnahmen.
Kaffeekonsum senkt MS-Risiko – was sagt die Wissenschaft?
Die Meta-Analyse analysierte zehn Beobachtungsstudien mit insgesamt über 19.000 Teilnehmenden. Das zentrale Ergebnis: Regelmäßiger Kaffeekonsum ist mit einem signifikant verringerten Risiko verbunden, an MS zu erkranken.
- Die Odds Ratio (OR) für Kaffeetrinker betrug 0,66 – ein Rückgang des Risikos um 34 %, geht man von einer vollen OR mit 1 bzw. 100% aus.
- Noch deutlicher wurde der Zusammenhang nach Bereinigung um Störfaktoren: eine adjustierte OR von 0,42 entspricht einer Risiko-Reduktion um 58 %.
Der Wirkmechanismus? Verantwortlich gemacht wird vor allem das Koffein. Als neuroprotektive Substanz wirkt es antioxidativ, hemmt entzündungsfördernde Botenstoffe (Zytokine), beeinflusst die Signalweiterleitung im Gehirn und kann sogar die Blut-Hirn-Schranke überwinden.
Wie viel Kaffee ist „gesund“? Und gibt es zu viel Kaffee?
Frühere Untersuchungen (2) vermuteten, dass 4–6 Tassen täglich notwendig seien, um einen präventiven Effekt zu erzielen. Die MS-Gesellschaft Wien hingegen bewertet einen moderat täglichen Konsum von 2–3 Tassen als unbedenklich. (3) Wichtig bleibt: Kaffeekonsum ist keine medizinische Maßnahme – und sollte nicht „vorsorglich“ gesteigert werden.
Denn hohe Mengen an Koffein können unerwünschte Nebenwirkungen haben, darunter Schlafstörungen, Unruhe, Angstzustände oder auch Hitzesensationen – Symptome, die sich bei MS-Patienten mitunter sogar verschärfen können.
Ernährung und Lebensstil: Was hilft noch bei MS?
Kaffee ist nur ein Mosaikstein. Die Forschung zeigt, dass ganzheitliche Lebensstilmaßnahmen das MS-Risiko senken und den Verlauf beeinflussen können:
- Ausgewogene Ernährung: Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, hochwertige Fette und wenig Zucker.
- Gute Fette: Reduktion tierischer Fette (Arachidonsäure), mehr Omega-3-Fettsäuren (Fisch, Pflanzenöle).
- Vitamine und Spurenelemente: Vitamin D, C, E, A sowie Selen und Zink unterstützen das Immunsystem.
- Ballaststoffe und Flüssigkeit: Wichtig zur Vorbeugung von Verstopfung.
- Salz und Zucker reduzieren: Stark verarbeitete Lebensmittel können den Verlauf negativ beeinflussen.
- Nicht rauchen: Rauchen erhöht das MS-Risiko um bis zu 50 %.
- Bewegung und Stressmanagement: 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche, ergänzt durch Entspannungsübungen.
Fazit: Kaffee – ein Beitrag zur MS-Prävention?
Die neue Meta-Analyse liefert überzeugende Hinweise darauf, dass Kaffeekonsum ein reduziertes Risiko für MS mit sich bringen kann – vermutlich durch die entzündungshemmenden Effekte von Koffein. Doch auch wenn der Duft von frischem Kaffee in Zukunft nicht nur Genuss, sondern auch Hoffnung verspricht: Eine Tasse allein ersetzt keine gesunde Lebensweise.
Ernährung, Bewegung, Rauchverzicht, Stressreduktion – all diese Faktoren bleiben entscheidend. Kaffee kann ein Baustein im Gesamtbild sein – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Quellen
